Die Lernkulturentwicklung und die Gestaltung eines Learning Ecosystems sind eng miteinander verbunden. Ein Learning Ecosystem stellt die Orchestrierung der Lernbemühungen einer Organisation dar und bietet dadurch die Stellschrauben, an welchen wir "drehen" können, um die Lernkultur zu beeinflussen. Bemerke: Lernkultur ist eine indirekte Variable, die wir nicht direkt beeinflussen können, um eine positive Lernkultur zu unterstützen. Wir können die Rahmenbedingungen verändern, aus denen sich neue Kulturmuster ergeben. Diese müssen wir beobachten und nachjustieren. Dafür ist eine valide Lernkulturanalyse unabdingbar. Während eine gut strukturierte Lernumgebung (Learning Ecosystem) die Grundlage für effektives Lernen schafft, bestimmt die Lernkultur, wie diese Strukturen angenommen und gelebt werden. Culture follwos Structure, aber "Culture eats Strategy for breakfast", indem sie den täglichen Umgang mit Lernen und Wissen prägt und langfristig die Performance und Innovationsfähigkeit einer Organisation bestimmt. Wechselwirkung olé!
Lernkulturentwicklung ist der Prozess, durch den eine Organisation ihre Einstellungen, Werte, Praktiken und Prozesse in Bezug auf Lernen und Wissenserwerb systematisch gestaltet und verbessert. Es geht darum, eine Umgebung zu schaffen, in der Lernen als kontinuierlicher und integraler Bestandteil des täglichen Lebens betrachtet wird. Dies umfasst die Förderung von Neugierde, Offenheit für Veränderungen, Zusammenarbeit und die Nutzung von Technologien zur Unterstützung des Lernens. Lernkulturentwicklung beinhaltet auch das Einbinden von Feedback- und Reflexionsmechanismen sowie die Anerkennung und Belohnung von Lernaktivitäten.
DLOQ-Dimension | Erläuterung | Praktische Umsetzungsbeispiele |
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Kontinuierliches Lernen | Lernen ist integraler Bestandteil der Arbeit, sodass Beschäftigte bei der Arbeit lernen können. Es gibt Angebote und Möglichkeiten zum Lernen und Weiterentwickeln | Vielfältige Weiterbildungsangebote, explizite Lernprojekte / Challenges für Beschäftigte |
Nachfragen und Austausch | Beschäftigte können ihren Standpunkt darlegen, es gibt Möglichkeiten zum Austausch von Standpunkten. Fragen, Feedback und Ausprobieren sind Bestandteil der Kultur. | Qualitäts- und Lernzirkel (Circle), Experimentierräume, offenen Austausch fördern |
Zusammenarbeit und Lernen im Team | Die Arbeit ist so gestaltet, dass man in Gruppen/Teams arbeitet und so andere Denkweisen kennenlernt. Es wird gemeinsam gearbeitet und gelernt, Zusammenarbeit wird belohnt. | Team Learning Board, Retrospektiven, „Learning der Woche“ in Teambesprechungen thematisieren, Teammitglieder bekommen einen Lern-„Sparringspartner“ |
Erfassen und Sichtbarmachen des Lernens | Es gibt Systeme, die Lernfortschritte erfassen und sichtbar machen. Sie sind Bestandteil der Arbeit, sind leicht zugänglich und werden gepflegt. | Mängellisten, Knowledge-Management-Systeme wie Wikis, Skill Profile... |
Befähigung der Beschäftigten | Beschäftigte werden in die Entwicklung einer gemeinsamen Vision eingebunden. Verantwortlichkeiten werden verteilt, alle werden ermutigt und motiviert, entsprechend eigener Lernziele zu lernen. | Anreize für Fortbildungsbesuche schaffen, Lernzeit zum festen Arbeitsbestandteil machen, adaptive-, skill-basierte Lernpfade |
Lernförderliche Führung | Führungskräfte gehen als Beispiele voran, unterstützen das Lernen und setzen Lernen strategisch für bessere Unternehmensergebnisse ein. | Förderung von Lernen als Teil der Führungskräfteentwicklung, als Führungskraft Lernen vorleben und kalkulierbare Risiken eingehen |
Vernetzung des Unternehmens | Beschäftigte werden unterstützt, den Nutzen ihrer Arbeit zu sehen, die Umgebung wird als Informationsquelle zur Verbesserung der eigenen Arbeit genutzt und das Unternehmen steht mit der „Außenwelt“ im Austausch. | Regelmäßiger Erfahrungsaustausch mit anderen Abteilungen oder Unternehmen (z. B. Zulieferer, Kunden), Begegnungsräume schaffen (z. B. in der Kantine) - Peer Learning wie im New Learning Lab ;-) |
Quelle: Prof. Dr. Timo Kortsch